Fearless Silver Surfer
Ursprünglich verfolgte Dagmar Hirche, Beraterin, Gründerin und Vorstandsvorsitzende von ‚Wege aus der Einsamkeit e.V.‘, LinkedIn Top Voices DACH 2020 in Hamburg, ein ganz anderes Ziel: Das Image des Alters aufbessern. In ihren Augen hat die Gesellschaft ein viel zu negatives Bild vom Altsein in Deutschland.
Alter und Digitalisierung passen nicht ganz zusammen. Um die Lücken zu schließen, Senior:innen in die digitalen und virtuellen Welten zu führen, ihnen Smartphones, Tablets und das Web zu erklären und näher zu bringen, gründet Dagmar Hirche bereits im Jahre 2007 die Initiative „Wege aus der Einsamkeit„. Um im Alter langfristig den Anschluss nicht zu verlieren, müssen Senioren:innen digital geschult werden, aber dafür fehlte das entsprechende Angebot.
Seit im März 2020 die regulären Schulungen vor Ort – bei denen bis dahin bereits über 6.500 Senioren*innen das Angebot des Vereins genutzt hatten – nicht mehr funktionierten, ließ sich Dagmar nicht ausbremsen, sondern verlagerte die Aktivitäten auf den virtuellen Raum. Sie drehte kurzum Erklärvideos, in denen sie Schritt für Schritt zeigte, wie Zoom auf Tablets und Smartphones zu nutzen ist.
Dagmar Hirche
Wege aus der Einsamkeit e.V:
Beraterin, Gründerin und Vorstandsvorsitzende von ‚Wege aus der Einsamkeit e.V.‘, LinkedIn Top Voices DACH 2020
Podcast-Interview
Silver Surver – Senior:innen im Netz
Dagmar Hirche,Beraterin, Gründerin und Vorstandsvorsitzende von ‚Wege aus der Einsamkeit e.V.‘, LinkedIn Top Voices DACH 2020 in Hamburg, spricht mit mir im FearlessCulture Podcast über Senior:innen, Digitalisierung und Bildung, Wege aus der Einsamkeit und Spaß im Alter.
Die Senior:innen haben sich den virtuellen Raum schnell erobert
„Am 25. März 2020 waren schon um 09 Uhr dreißig Leute im Zoom-Meeting angemeldet. Ich kam um viertel nach neun rein, weil wir um zehn losgehen sollten. Ein totales Chaos. Kein Bildschirm, alle haben durcheinander geredet, mein Telefon klingelte ununterbrochen“, erinnert sich Dagmar Hirche, Beraterin, Initiatorin und Vorstands-vorsitzende von ‚Wege aus der Einsamkeit e.V.‘, LinkedIn Top Voices DACH 2020, an den ersten Zoom-Call im Lockdown 2020.
Nach knapp zwei Wochen lief es dann prima und alles hatte sich eingespielt. „Wir haben unseren Zoom-Raum für die Senior:innen einfach 24 Stunden lang aufgelassen, damit sich die Senior:innen dort treffen können“, berichtet Dagmar. Für die älteren Menschen bot sich so die Gelegenheit, immer üben zu können, wie sie da reinkommen. Dann begannen die Schulungen, aber auch Lesungen. Bereits kurze Zeit später fanden alle möglichen Angebote ihren Platz im virtuellen Raum: Von Sitz-Yoga über Sitztanz – es gibt alle sechs Wochen einen DJ – Lesungen von Schauspielern bis zu Schulungen zur Corona Warn-App, eigenverantwortlich organisierten Ukulele-Unterricht oder einer Schreibwerkstatt. Dieser Zoom-Raum ist wie ein Stammtisch in einer Kneipe.
Zu Beginn hatten der Raum nicht einmal ein Passwort. Nachdem der virtuelle Raum der Initiative aber von Rechten gehackt wurde und sich auch ein „Flitzer“ dorthin verirrt hatte, gibt es nun ein Passwort und ein System, wie die Senior:innen an ein neues Passwort kommen, für den Fall, dass dies notwendig wird.
Gesellschaftliche Teilhabe macht digitale Bildung für alle zwingend erforderlich
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Vielen ist gar nicht bewusst, dass digitale Bildung bei Menschen 65plus endet. „Ich benutze die sozialen Netzwerke, um eine Sichtbarkeit für dieses Thema zu schaffen“, erklärt Dagmar Hirche, Beraterin, Initiatorin und Vorstandsvorsitzende von ‚Wege aus der Einsamkeit e.V.‘, LinkedIn Top Voices DACH 2020, um auch Firmen aufzurütteln.
Wieso müssen wir in privaten Initiativen Personen in digitaler Bildung schulen? Wieso bieten Unternehmen digitale Produkte an, die ein Teil der Verbraucher:innen nicht nutzen kann, weil sie dazu nicht durch die Unternehmen befähigt werden? „Bei mir rufen dann Menschen an und fragen: Kannst du mal schulen wie das geht?“ erläutert Dagmar und führt aus: „Das muss eigentlich die Firma machen. Das heißt, das ganze Thema
digitale Bildung, digitale Angebote, den Menschen 65plus zugänglich zu machen, aber da macht sich keiner einen Kopf drum. Ich kann ja nicht ganz Deutschland digital bilden.“
„Die gesellschaftliche Teilhabe funktioniert dann irgendwann nicht mehr, wenn nur 22 Prozent der 80plus Menschen online sind. Ganz abgesehen davon, dass so etwas wie Impftermine, digitale Krankenakte, E-Rezept und anderes einfach nicht funktionieren können.“